April 2011: Zoo Rapperswil

Teil 1

Samstag, 24 Grad, unzählige Besucher. Ein schöner Tag für einen Zoobesuch. Die Elefanten scheinen aber trotz Wärme keine Lust auf ein Bad zu haben. Alle stehen etwas unbeteiligt im Wasser: Sie schauen sich um, berüsseln sich gegenseitig.

Dann bringt Sabu eine Ente mehr und mehr in Bedrängnis. Sabu bemerkt den Eindringling nicht, der sich scheinbar lange am äussersten Rand des Bassins aufgehalten hat. Als der Vogel keinen Ausweg sieht, ergreift er wild flatternd die Flucht. King Sabu schreckt leicht zurück, prustet, stellt die Ohren auf und verfolgt den Abflug verdattert. Da ist sie wohl auf dem falschen Fuss erwischt worden! Erst als sie den Teich wieder ganz für sich alleine hat, ohne Enten und Kolleginnen, lässt sie ihrem Badespass freien Lauf. Ohne auf Details einzugehen: Einen so intensiven (kurzen) Badeplausch sahen wir bei ihr noch selten.

Rani sollte sich auch gut baden und waschen, doch sie hat keine Lust dazu. Immer und immer wieder wird sie zum Wasser geführt. Doch sie weiss nichts Besseres als eine Ehrenrunde zu drehen und nur halb benetzt auf der anderen Seite wieder rauszustiefeln. Nach mehreren einzelnen Runden taucht sie endlich ein wenig tiefer, aber so richtig zufrieden kann man mit ihr nicht sein. Dann eben nur zu dreivierteln gebadet zum Reitparcours!

Die gute Patma nimmt's gemütlicher. Der meistens gesperrte Besucherturm ist heute geöffnet und wir stehen Auge in Auge mit der alten Dame. Lange schaut sie uns treuherzig an, manchmal mit weit geöffneten Augen, und lässt die Wimpern klimpern. Dann versteckt sie ihr uns zugewandtes Auge wie verschämt hinter der leicht gerollten Rüsselspitze.

 

Teil 2

Und wieder schönstes Wetter, circa 25 Grad, und das im April! Bei solchen Bedingungen ist - wie soll's auch anders sein - Baden das Hauptthema. Oder Duschen unterm plätschernden Wasserfall.

Sabu entscheidet sich wie üblich zu einem Bad. Also rein ins kühle Nass, rumspritzen und zeigen, wer der Chef ist! Dass sie die Spitze ihres Rüssels in ihr Maul steckt und etwas verlegen ins Publikum schaut, will dann aber nicht so ganz ins Bild dieser kräftigen, wilden Dame mit Uebernamen "Rambo" passen. Nun bereitet sich auch Patma aufs Bad vor, indem sie sich selbst den Kopf, die Flanken und vor allem die Augen benetzt. Eine weitere vorgängige Benetzungsvariante, nachdem letztes Mal der Pfleger ein oder zwei Rücken per Schaufel "vorgekühlt" hat. Gerade die Elefanten, die ja nicht schwitzen können, dürften den Wechsel von der gleissenden Sonnenstrahlung zum immer noch kalten Wasser sehr wohl spüren.

Dann bereits die zur Gewohnheit werdende Jagd (ohne Trompeten): Dieses Mal erblickt die gefitzte Sabu die Ente rechtzeitig, scheint aber trotzdem überrascht, als der Vogel natürlich wieder flatternd das Weite sucht. "Warum kann ICH nicht so weg?" Tja, Sabu, Dumbo ist halt nur ein Märchen und Deine Ohren sind schon ein bisschen klein... Sabu und Siri widmen sich einem gemeinsamen Bad: Zunächst strecken sie ihre Rüssel synchron, dann tauchen beide synchron seitwärts unter. Wir sind beim Kunstschwimmen gelandet!

Die beiden Aeltesten haben von fern eine Weile zugeschaut. Sumatra kommt die Schwimmerinnen begrüssen, verabschiedet sich aber gleich wieder zum Beckenrand. Sabu taucht nochmals unter und folgt Sumatra. Wie geplant landet keine zwei Sekunden später ein Entenpaar dort, wo gerade noch Sabu war. Doch kurz darauf ist "Rambo" schon wieder zurück und stürzt erst gemächlich, dann zügiger auf die Eindringlinge zu. Diese fliehen auf die Bassinmauer, doch auch da sind sie nicht sicher: Flatterflatter... Sabu blickt ziemlich empört: "MEIN Pool!"

Platzprobleme anderer Art: Patma ist inzwischen auch baden gekommen, Rani sollte auch. Also: Sabu raus, doch die will nicht gleich gehorchen und erhält von Leitkuh Patma einen kräftigen Schubs mit Rüsselgruss hinterher. Rani geniesst ihr Bad bei dieser Wärme sichtlich, immer wieder taucht sie tief. Patma bleibt gleich minutenlang unten. Der Rüssel lugt gerade mal fürs Atmen über die Oberfläche. Bei Gelegenheit legt sie ihren riesigen Kopf seitwärts an Ranis Hinterschenkel. Beide beobachten kurz so verharrend Sumatra, die Dauerduschen praktiziert. Nach einigen Manövern ist Rani plötzlich hinter Patma und klettert mit ihrem Vorderkörper auf Patmas Rücken. Dort bleibt sie wie ein nasser Kartoffelsack hängen. Patma lässt's stoisch über sich ergehen. Bei lebendigem Baden in der prallen Sonne übrigens immer wieder schön anzuschauen: Die kurz aufschimmernden Mini-Regenbogen.

Nach dem Bad erhält Sabu eine zusätzliche Erfrischung per Wasserschlauch ins weit geöffnete Maul. Siri bekommt ebenfalls ihren Anteil. Sumatra duscht immer noch, läuft vor, zurück, vor, zurück, bleibt mit gehobenem Kopf direkt unter dem Wasserfall stehen. Erst nach 10 bis 15 Minuten scheint sie genug gekühlt. Patma und Rani wollen gar nicht mehr raus aus dem Pool. Unvermittelt ein Schnauben, Patma wird immer lebendiger. Noch nie haben wir die 50jährige mit den Hinterbeinen so kräftig rudern sehen. Irgendwann hat Rani genug und verlässt das Becken rückwärts. Warum gehen Elefanten so oft rückwärts, auch wenn sie genügend Platz haben?



Teil 3

Ein heisser Oster-Wochentag. Wieder blüht die meist starre Rani im Wasser auf. Von hinten links oder rechts auf Patma raufklettern? Links...rechts...links...rechts...Mitte! Immer noch nicht genug, sie zieht sich weiter hoch. Bis Patma sich ganz aufrichtet. Das ist zuviel für Rani, die wie ein Kartoffelsack zurückrutscht. Patma platscht mit dem Rüssel hin und her, dreht sich und stösst Rani mit ihrem Schädel spielerisch weg. Beide scheinen sich pudelwohl zu fühlen. Sabu schaut den beiden vom Beckenrand aus sehnsüchtig zu. Nein, sie darf noch nicht! Als sie doch Anstalten macht, sich dem Duo anzuschliessen, sperren die beiden den Eingang Kopf an Kopf ab. Patma verlässt den Pool und stösst Sabu so weiter weg. Inzwischen steht Rani weiter quer im Eingangsbereich; da ist kein Durchkommen! Erst als Sabu wegbefohlen wird, trottet Rani hinterher.

Jetzt Rani mit Siri: Sie ringen und umschlingen sich mit den Rüsseln, stossen sich mit den Köpfen, knabbern an den Ohrlappen. Typisch Siri: Alle paar Minuten schwenkt sie ihr Haupt auf die Beckenumrandung und tastet mit ihrer langen Nase den Aussenboden ab. Da liegen aber nur Steine, wie immer. Von ganz nahe mustert sie ihr Publikum mit weit aufgesperrten Augen. Die Kinder kreischen begeistert! Etwas verloren steht weiter hinten wieder Sabu. Tröstend streckt Siri den Rüssel in ihre Richtung.

Kurz danach ist das Bad leer und Sabu inspiziert das Wasser misstrauisch. Darf sie endlich? Der Wärter fordert sie auf, doch sie traut der Sache nicht! Erst als er sie mit dem Schlauch anspritzt, versteht sie. Wie so oft zeigt sie, dass sie die Unterhaltsamste ist. Voller Energie geht sie aufs Wasser los. Kopf hoch, Maul auf, Rüssel so weit es geht in die Luft gestreckt, ein paar Sekunden warten... und PLANTSCH! Kleine Denkpause: Was als Nächstes? Ansatzlos kippt sie seitwärts unter. Kaum wieder oben gibt's für die zahlreichen Zuschauer eine zünftige Breitseite. Ein paar Beine und Schuhe werden klatschnass. Wie wenn "Rambo" Spass an der meist gespielten Empörung hätte, gibt's einen Bestätigungs-Platsch, anschliessend die Figur "strampelnder Elefant" (auch "gestrandeter Wal" genannt). Und Rücken zum Publikum, Rüsselschlag nach links hinten, einer nach rechts, wieder "entsetzte" Schreie und viel Gelächter. Vor dem Pool liegt mehr Wasser als in den letzten Wochen vom Himmel gefallen ist.

Sich wieder seitwärts ins Wasser legen und tun, wie wenn man auch mit viel Schwung nicht hoch kommt. Zwischendurch die Leute anschauen: "Noch jemand da?" Nächste, heute besonders aktuelle Figur: "Sitz-Osterhase". Dazu verdächtig sanfte Wasserschläge und neugierig dem klingelnden Tram nachgucken. Geht Sabu die Energie aus? Nein, sie schwenkt ihren Kopf kirchenglockenartig und rührt mit dem Rüssel wie ein Koch mit seiner Kelle. Dann ein zielstrebiges Stampfen gegen die Mauer, kopfvoran und... BUMS! Auch Sabus Schädel kann die Mauer nicht knacken. Genug gebadet für heute. Vor Sabus Bad lag der Wasserspiegel noch sichtbar höher...

Nächste Station für die vier der fünf Rüsseltiere ist das tägliche Reiten. Etwas über eine Stunde später Publikumsfütterung, dann wieder ab zum Reitareal. Sabu will beim zweiten Mal aber nicht und droht baden zu gehen. Als die Pfleger von ihr ablassen, kommt sie gleich wieder raus. Fünf Minuten später versucht man's zu zweit. Auch mit vereinten Kräften lässt sie sich nicht vom Fluchtweg abbringen und nimmt noch ein längeres, aber sehr zurückhaltendes Bad. Plagt das schlechte Gewissen? Doch irgendwann ist fertig gebadet. Sie wird vom Chef erwartet: Es stehen Gehorsamkeitsübungen an! Die vom Reiten Zurückkehrenden beobachten ihre Kollegin interessiert und irgendwie entsetzt: "Oh Sabu! Was hast Du wieder angestellt!?" Sumatra zeigt sich solidarisch und dreht mit Sabu (freiwillig?!) zwei Runden mit, stubst gar ihre Stirn auf den vor ihr wackelnden Hintern. Nach dem Extra-Training sucht die unverbesserliche Sabu gleich nochmals das Becken auf, verfolgt von den ungläubigen Blicken ihrer Artgenossinnen. So scheint es jedenfalls.

Ein späterer Besuch zeigt, dass man aus Sabus Fluchtverhalten gelernt hat. Nach der Fütterung werden Siri und Rani ans Becken gelotst und sperren so die wahrscheinlichste Fluchtroute mit ihren massigen Körpern ab. Dann wird Sabu seelenruhig an ihnen vorbeitrottend zum Reiten geführt. Nicht nur Elefanten haben Köpfchen!