August 2011: Zoo Rapperswil, Teil 1

Heute am Nationalfeiertag schaut erstaunlicherweise auch mal Sabu beim Aussichtsturm vorbei. Mit ihrem Greif- und Riechorgan checkt sie die Situation bei uns oben ab, doch ist sie einen Moment später schon weg. Anders als Patma scheint sie sich daran zu stören, dass es da oben nichts zu holen gibt (s. Juli Teil 4). Sabu muss eben noch wachsen und deshalb viel essen, gell Sabu!? ;-)

Im Gegensatz zum letzten Jahr gibt’s heute keinen Feuerwerks-„Zwischenfall“. Allerdings herrscht plötzlich leise Aufregung und alle fünfe versammeln sich. Inmitten der unübersichtlichen Menge trompetet’s plötzlich aufgeregt, und Sabu und Rani strecken ihre Rüssel tröstend in die Runde. Wenig später stehen wir beim Elefanten-Eingang. Da nähern sich uns Patma, Rani und Siri zielstrebend und nebeneinander trottend, wie drei unerschrockene Muske-Tiere, und stoppen erst bei der Absperrung. Hoppala, was ist denn hier los? Falls doch was geknallt haben sollte, wir waren’s sicher nicht! Nach einer eingehenden Ele-Musterung beruhigt sich auch diese Situation schnell. Elefanten können eben ziemlich schreckhaft sein. Mehr dazu später auf diesem Kanal.

Zur Feier des Tages regnet es heute erstmals Aepfel. Während dem Elefantenbad werfen die Pfleger die runden rot-gelben Süssigkeiten ins Badewasser, so dass die Dickhäuter zügiger ins Wasser gehen und ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen können. Wegen den von den riesigen Tieren verursachten Wellen ist es für die nämlich gar nicht einfach, die kleinen Kugeln von der Wasser-Oberfläche zu pflücken. Doch alle schnappen sich einen Anteil.

KNIE-Zoo Luzern

Ein Besuch bei den drei aktuellen Artisten-Elefanten Ceylon, Delhi und MaPalaj: Das sich nähernde Gewitter lässt die älteren zwei ihre Rüssel wie ein Ortungs-Instrument hochheben. Doch sie bleiben gelassen. MaPalaj, mit 25 die Jüngste der acht aktuellen KNIE-Elefanten, ist zwar die Zutraulichste: Immer wieder trottet sie zu uns hin und rüsselt über den obersten Draht. Allerdings ist sie auch die Aengstlichste: Während ein Zug-Fahrzeug Abfalldepot um Abfalldepot zur Leerung wegbringt, irrt MaPalaj beeindruckt im Gehege hin und her. Als sich das Fahrzeug zum ersten Mal bedrohlich nähert, zieht sie sich im zügigen Rückwärtsgang ins Elefanten-Zelt zurück. Beim zweiten Mal sucht sie den Schutz von Delhi, denn von da aus lässt sich alles sicher beobachten. „Sicher“?? Wie paralysiert steht sie neben der sich locker einsandenden Kollegin und zeigt mit ihrem Rüssel empört zum störenden Objekt. Als sich Ceylon zu den beiden gesellt, schnauft MaPalaj laut durch, quietscht herzerweichend, streckt ein Vorderbein nach vorne, geht mit dem Vorderkörper tiefer und lässt ein langatmiges, sich langsam steigerndes Tröten übers Zirkusgelände schallen. Als das eindrückliche Fahrzeug letztmals vorbeifährt, stellt sich MaPalaj erst mutig schnaubend und Kopf schüttelnd entgegen, entfernt sich aber schliesslich doch lieber in die Unterkunft. Wie wird sie das nächste Mal auf das „Ungeheuer“ reagieren…?

Zoo Rapperswil, Teil 2

Unseren 14. Jahrestag verbringen wir natürlich… bei unseren Lieblings-Tieren. Bei dem fast schon üblichen grossartigen Wetter begrüsst uns Sabu aus ihrem Frühbad. Beim Vorbeifahren ruft der Tram-Kutscher ihren Namen. Sie schaut ihm aufmerksam nach und quittiert den Ruf mit einem Plantscher. Dann schwebt sie wie eine Feder seitwärts liegend übers Wasser. Sie bewegt ihren kräftigen Körper durch die Wassermassen, wie wenn diese Luft wären und produziert einen stürmischen Wellengang. Wie ein Rammbock läuft sie zur Mauer hin und stoppt rechtzeitig ab. Dann packt sie sich am rechten Ohrläppchen und zupft fasziniert daran rum. Es sieht aus, wie wenn sie ihren Kopf Kraft ihres Rüssels rauf und runter bewegen würde. Es folgt eine Tauch-Vorstellung, Vorbild Jean-Jacques Cousteau. Elefanten sind definitiv keine Land-Lebewesen, sondern „die, die aus dem Wasser kamen“!

Patma hat heute einen ausserordentlichen „Gähn-Tag“. Fasziniert beobachten wir, wie sie immer und immer wieder den Kopf anhebt, das Maul aufreisst und dieses weit geöffnet lässt. Nach ein paar Sekunden verlässt eine grosse Menge Luft Patmas Körper explosionsartig, was wie leere Kartonschachteln rumschieben tönt. Niessen? Abkühlung? Wohl eher Müdigkeit. Also dann, gute Nacht, Patma!

Teil 3

Bei der Essens-Ausgabe herrscht ein ungewohntes Durcheinander und deshalb etwas Hektik unter den Elefanten. Auch das Bad beginnt ungeordnet, weil Siri es kaum erwarten kann, vom angenehmen Wasser umgeben zu sein. Dafür kehrt beim fast schon zur Gewohnheit gewordenen „Apfel-Regen“ eine beruhigende Gemütlichkeit ein. Geduldig wird Apfel um Apfel gefischt und sich einverleibt.

Später am Tag hat Sabu ein Problem: Durst! Doch das Badewasser ist weg, weil es erneuert werden soll. Man glaubt, das sich im doch soooooo durstigen Tier ausbreitende Entsetzen förmlich spüren zu können. Da gibt’s doch noch das Rinnsal vom Abfluss des Aussenbrunnens! Also begibt sie sich über den nackten Bade-Boden dorthin. Leider kommt auch von da kaum was Flüssiges. Bevor sie ihr Bemühen aufgibt, gehe ich zum Brunnen runter und beginne, ihr etwas Wasser rüberzuschieben. Mehrmals saugt sie die paar „Tropfen“ gierig auf, hebt den Rüssel zum Mund und lässt den Inhalt lautstark reinfliessen. Natürlich ist auch der Wasserfall ausgeschaltet und so kann man in der ungewohnten Stille ein hohles Geräusch hören, das wie ein verstopfter Abfluss klingt. Da drin muss aber ziemlich leer sein…

Ach ja, heute ist Street Parade. Die Elefanten kümmert dieses Event am anderen See-Ende natürlich nicht, ausser sie nähmen die wummernden Bässe der Love Mobiles als übermütige und unverständliche Infraschall-Kommunikation ihrer Zürcher Kollegen wahr. Doch, etwas ist sogar in Rapperswil anders: Wegen einer Flugpräsentation der Patrouille Suisse müssen sie früher in den Stall. Man stelle sich den Schreck vor, der den armen Tieren, die schon auf behäbige Grossfahrzeuge aufgeregt reagieren, in die Knochen fahren würde!

Teil 4

Heute ist mein letzter Besuch vor meiner allerersten OP. Ausgerechnet mein Rüssel, also meine Nase, muss repariert werden! Ironie des Schicksals? Jedenfalls kann ich den beruhigenden Einfluss der Rüsseltiere noch mehr als sonst gebrauchen. Schön, wie sich ausgerechnet heute alle fünf Elefanten vor dem Bad präsentieren müssen, eine neben der anderen. Dann legen sie sich nacheinander hin und werden mit dem Schlauch bespritzt und getränkt. Ueberflüssig zu erwähnen, dass es auch heute wieder sehr warm und feucht ist. Es treiben schon viele Aepfel im Bad, womit trotz „Grossansturm“ ein Einstiegs-Stau vermieden wird. Als besondere Attraktion werden die Tiere von ausserhalb gefüttert: Kopf hoch und „rangu!“ (Rüssel in S-förmiger HabAcht-Stellung). Der Revierleiter kitzelt die angenehm weichen Riesenzungen mit einem Apfel und lässt diesen dann auf der sich langsam einrollenden Zunge liegen. Eine simple und doch beeindruckende Sonder-Vorstellung!

Nach der Nachmittags-Fütterung erlauben sich Sabu und Siri noch eine exklusive Bade-Show, welche sie wieder mal von der sehr lebhaften Seite zeigt. Freude herrscht! Doch wie die beiden aus dem Bad locken und zur anstehenden Reitstunde überreden? Der Revierleiter schaut vom Mittelfelsen auf die beiden „Ausreisser“ runter und stüpfelt Siri mit seinem Führungsstock (Ankus) leicht an. Es dauert einen Moment - in Elefanten-Denk-Geschwindigkeit gemessen „einen klitzekleinen Moment“ - bis Siri das Bad verlässt. Sabu war gar noch schneller und erhält eine feine Belohnung, weil sie so folgsam war, obwohl sie eigentlich nicht raus musste. Oder hab ich da was falsch verstanden? ;-)

Patma ist heute wieder sehr anhänglich. Nach einigen Berührungen vom Aussichtsturm rammt sie die abgrenzenden Holzpfosten mit ihrem grossen Schädel zweimal leicht und straft einen ebenfalls im Weg liegenden Baumstamm mit einem verachtenden Rüsselschlag. Sie so von diesen netten Leuten fernzuhalten; dem Holz hat sie’s aber gegeben!

Siri verleiht dem Spruch „Ich fress einen Besen, wenn…“ einen neuen und realitätsnahen Sinn: Gegen „Arbeitsschluss“ sehen wir, wie sie den feineren Teil eines zuvor geköpften Reisigbesens zu verzehren beginnt. Da sich dies nicht wiederholen soll, entzieht der anwesende Pfleger der Täterin das Opfer-Objekt sogleich. Wär ja noch schöner, wenn die Elefanten sich an so was gewöhnen würden und die Elefanten-Pfleger mangels Besen nicht mehr sauber machen könnten! Oder nicht, Siri?