August 2012: Zoo Rapperswil

Während die drei Zirkus-Tiere gut miteinander auskommen, muss man auf die Fünferbande im Kinderzoo eher ein Auge haben. Bekanntlich hat Sabu mit ihrem egoistischen Verhalten die Herde so verärgert, dass sich das „Aeltesten-Trio“ Patma, Siri und Sumatra in den vergangenen Monaten zu Massnahmen gezwungen sahen. Das heisst: Oberhaupt Patma, die nicht mehr die fitteste ist, überlässt dies ihren Kolleginnen. So wurde Sabu beim Essen oder beim Baden immer wieder mit Kopfstössen oder anderen Störaktionen gemassregelt. Beim Essen ist inzwischen wieder ein entspanntes Miteinander zu beobachten. Am Nationalfeiertag fällt auf, dass auch beim Elefantenbad vieles gut funktioniert: Zuerst kümmert sich „Tintenfisch“ Siri um die immer mehr auftauende Rani. Kaum wird Sabu fürs Bad vorbereitet, verlassen die zwei den Pool automatisch. Sabu geht endlich wieder „freiwillig“ baden, wirkt aber noch immer nur mittelmässig begeistert. Und sobald sie merkt, dass Sumatra ihr Gesellschaft leisten soll, fällt der Rest Begeisterung in sich zusammen: Sie überlässt Sumatra den Pool. So gibt’s zwar keine Reibereien, doch eigentlich sollte Sabu bei ihr ein paar Lektionen Sozialverhalten lernen. Auch eine Woche später will das Gemeinschaftsbad mit Sumatra nicht klappen. Tja, nicht nur Menschen brauchen Zeit, um eingefahrene Verhaltensweisen zu ändern. Immerhin scheint Sabu ihren Spass am Wasser endlich wieder gefunden zu haben. Zur Freude von Kindern und der meisten Erwachsenen bezieht sie ihr Publikum aktiv mit ein. So werden auch wir prompt an unserem Jubiläums-Hochzeitstag ein weiteres Mal „getauft“. Falls das Ihnen mal passieren sollte: Die Kleider trocknen bei diesen Temperaturen wirklich schnell!

Noch jemand feiert Jubiläum: Wie so oft stehen wir auf der Zuschauerterrasse und beobachten gerade Patma, die schon länger direkt vor unserer Nase steht. Ein indisches Ehepaar und ihr Kind, wohl Touristen, leisten uns Gesellschaft. Der mit knalligen Zuckerfarben dekorierte Geburtstagskuchen, den sie dabei haben, ist nicht zu übersehen. Hell begeistert beginnt die Familie, sich gegenseitig zu fotografieren, immer schön mit Elefant. Dann deuten sie auf meine Kamera und fragen in gebrochenem Englisch, ob ich ein/zwei Bilder von ihnen machen könnte. Nach getaner Arbeit fällt mir plötzlich auf, dass der schöne Kuchen schon die ganze Zeit leicht schräg auf dem Absperr-Geländer steht. Die Lufttemperatur ist mehr bei 30 als bei 20 Grad und die Kerze fliesst in Zeitlupe zum Kuchenrand, Zentimeter um Zentimeter. Auch könnte die Süssigkeit bei der kleinsten Erschütterung runter fallen, oder ein Rüssel könnte sich daran vergreifen… Glück für den Kuchen, dass momentan nur die nicht sehr wanderfreudige Patma in der Nähe ist. Zwar bewegt sie sich irgendwann nach rechts zum Poolrand und damit auch zum Kuchen hin, aber sie bemerkt ihn nicht. Oder doch? Beim Wasser angekommen bleibt sie unvermittelt stehen und dreht sich so, dass ihr Kopf genau zum Dessert zeigt. Aufmerksam schaut sie zu uns rüber. Natürlich, das Zielobjekt ist immer noch zwei, drei Meter von ihr entfernt. Aber wenn sie zwei Schritte macht… Die Inder scheint all das nicht zu kümmern. Da ist die ganze Zeit was los und wir befürchten, dass sie ihr Essen vergessen und liegen lassen. Doch nach zehn Minuten „Touristen-Action“ packen sie Kind und Kuchen und sind so schnell weg, wie sie aufgetaucht sind. Schade, Patma! Da hat’s jemand gut gemeint. Doch knapp daneben ist auch vorbei…

Bei unseren Zoo-Besuchen treffen wir immer wieder Menschen an, die sich bei den Elefanten besonders wohl fühlen. Allerdings gerade kürzlich auch Vereinzelte, die meinen, man hätte das Geld für die neue Elefantenanlage besser einem Kinderhilfswerk gespendet. Ich finde, die Elefanten haben die Investition auch verdient, und wie gesagt: Die Begeisterung für sie ist ähnlich gross wie die Tiere selbst. Da sind die Kinder, die beim Elefantenbad ständig angespritzt werden wollen und ihren erwachsenen Begleitern nur ungern folgen, wenn die schon genug von den Dickhäutern gesehen haben. Da sind die Erwachsenen, die die Kinder beim unerlaubten Elefanten füttern übertreffen, obwohl sie besser lesen können als die Kleinen, oder diejenigen, die richtige Foto-Sessions bei und mit den Tieren veranstalten. Da ist die über 80jährige Frau aus der Region Basel, die trotz schwieriger Gesundheit ihre Lieblinge einmal im Monat besucht und immer ein besonders schmackhaftes Geschenk mitbringt. Da ist die Zürcherin mittleren Alters, die uns erzählt, dass sie in einer besonders schwierigen Zeit von Sabu getröstet worden war. Die Kunst-Studentin, die viele Skizzen und Zeichnungen von den Elefanten angefertigt hat. Die etwas ältere Frau vom Zürichsee, die stundenlang die Elefanten beobachtet oder eine andere Frau mittleren Alters, die meist lebhaft um die Elefantenanlage tigert. Das Ehepaar aus der Region Schaffhausen, das regelmässig Elefanten besucht, auch in Rapperswil. Oder die Kollegin aus dem Rheintal, die sich mit dem „Elefanten-Virus“ hat anstecken lassen. Oder die Frau, die sonst hauptsächlich mit Pferden zu tun hat, aber die Grossen Grauen mindestens genauso mag. Nicht zu vergessen meine Hobbyversum-Forum KollegInnen im In- und Ausland, die sich stets über neue Bilder und Filme der RappiFanten entzücken.

Und die Männer? Die fallen mehr beim Elefantenbad auf, wie sie ihren Kindern lautstark und endlos kommentieren, was gerade läuft. Einer ist uns im August besonders aufgefallen. Die südländische Begeisterungsfähigkeit nimmt manchmal besonders überschwängliche Ausmasse an. Denn so oft, wie der Italiener oder Tessiner die Worte „Elefanti!“ ausgesprochen hat, so oft haben wir’s sonst wohl kaum an einem einzigen Tag gehört. Meist ertönt das Wort im Doppelpack: Mal hört man „Elefanti, Elefanti!“ von der geschlossenen Aussichtsterrasse, dann wieder von der offenen auf der anderen Seite des Pools, dann wieder zwischen den beiden Aussichtspunkten, auf Augenhöhe mit den Tieren. Wir finden den Herrn vor allem amüsant. Den Elefanten wär’s wohl lieber, wenn er ihnen sowas wie „Banane-Banane!“ zurufen und zuwerfen würde…