Juli 2011: Zoo Rapperswil
Teil 1
Sabu und ihr Futter haben schon einige Zeilen gefüllt, und es gibt mehr zu berichten. Wieder mal legt sie den erbeuteten Heuhaufen beim Schwimmbad ab. Doch statt diesen zu geniessen, verlässt sie ihn schnell wieder, und so treiben immer mehr kleine Heuhäufchen ins eigentlich recht saubere Wasser. Sabu, welch Verschwendung! ;-)
Wie nur schon eine Wasserabfluss-Reinigung für Unruhe unter unseren fünf Helden sorgen kann. Alle stehen beim „Tatort“ nahe beisammen und berüsseln sich gegenseitig. Sumatra stösst dabei aufgeregte klopfartige Geräusche aus. Doch wie so oft ist die Aufregung bald vorbei. Zudem steht die erste Publikums-Fütterung des Tages an.
Beim Fütterungsplatz angekommen, stauben sich einige der Elefanten an diesem heissen, trockenen Tag so sehr ein, dass die Staubwolke auch uns einhüllt und unsere Atemwege reizt. Bei der darauffolgenden Fütterung jedenfalls ist Sabu wieder mal die Unersättlichste: Auch als kein Futter mehr vorhanden ist, steht sie hartnäckig am Graben und streckt ihren Rüssel jedem potentiellen Fütterer ungeniert hin, Oeffnung nach oben, oder gleich vors Gesicht. Irgendwann merkt aber auch Sabu, dass jedes Betteln sinnlos ist. Arme Sabu, es wird noch schlimmer kommen!
Nach der öffentlichen Gemüse- und Früchte-Fütterung folgt die Holz-Mahlzeit. Siri schnappt sich einen endlos langen, stark beblätterten Ast. Und was macht sie? Sie legt ihn beim Wasser ab, gönnt sich einen Mini-Happen und lässt ihn dann unbeachtet liegen. Wie schon gesagt: Essen erhalten die Tiere wohl genug. Manchmal von besonderen Zoogästen wie der alten Dame, die ihre Lieblinge, insbesondere Sumatra, regelmässig extra aus Basel besuchen kommt. Ueberraschend wird Sumatra auf den Fütterungsplatz ausserhalb des Geheges geführt und steht nun wenige Meter vor uns. Die Besucherin erhält so Gelegenheit, das riesige Tier hautnah mit besonderen Leckerbissen zu verwöhnen. Sumatra geniesst dies natürlich! Sabu jedoch beobachtet das Ganze und hat sichtlich ein Problem damit. Als Sumatra gefüttert ist und zum Reiten geführt wird, beginnt Sabus Bettel-Show. Sie stakst den Graben runter, stützt ihren grossen Kopf auf die Absperr-Seile und streckt ihr Greiforgan weit in Richtung der grosszügigen Dame. Sabu setzt ihren treuherzigsten Hundeblick auf und versucht gar, mit einem Vorderbein auf die Mauer zu steigen. Als sie nach einigen Minuten merkt, dass nichts zu holen ist, „rümpft“ sie den Rüsselansatz und bewirft sich mit Holzspänen, die sie sich vom abgesperrten Publikumsbereich holt. Zufall, dass Sabu etwas später in Sumatras Maul greift und diese ihre typischen „protestierenden“ Geräusche von sich gibt?
Teil 2
Wieder Sabu und Sumatra: Diva Sabu macht sich breit, als ihre ältere Kollegin auch ins Bad will. Doch diese drückt Sabu gekonnt und erbarmungslos mit ihrem Kopf weg. Als auch Siri sich dazugesellt, strecken alle drei ihre Köpfe zusammen. Und wieder stösst Sumatra die Jüngere unvermittelt mit dem Kopf weg. Ein Spiel oder eine „ernste“ Sache? Naja, die zwei geraten ab und zu ein kleines bisschen aneinander.
Vor der Nachmittags-Fütterung steht Sabu wie üblich schon früh bereit, Patma leistet Gesellschaft. Die Situation zeigt sich unruhiger als sonst. Denn langsam aber sicher zieht ein Unwetter auf und Seelöwe Elvis, der in der Kuppel nebenan gerade im Einsatz steht, brüllt ungewohnt oft und laut. Sabu reagiert darauf, indem sie jedes Mal ein langgezogenes, urtiefes Knurren als Antwort von sich gibt. Dabei schaut sie sehr aufmerksam Richtung Kuppel. Patma scheint sich dabei zu fragen: „Was ist denn los, Sabu?“ Als dann knapp vor der Fütterung erster Regen fällt, flüchten zu Sabus Entsetzen viele der potentiellen Futtergeber. Erstarrt beäugt sie das Treiben. Was, wenn alle weg sind? Keine Aepfel? Keine Karotten? Glücklicherweise trotzen ein paar Wetterfeste dem Regen. Doch die Futter-Karre ist diesmal nur halb gefüllt. Nach der nur halben Portion hat Sabu wieder einen Grund, starren Blickes in ihren Grundfesten erschüttert da zu stehen. „Was, schon alles?!“ Nur gut, dass das aufkommende Gewitter die Elefanten von ihren „Problemen“ ablenkt…
Teil 3
Abwechslungsweise regnet es heute mal, und wie! Patma und Rani betrachten die den Umständen entsprechenden wenigen Besucher, im Moment genau zwei, distanziert bis neugierig. Nein, wir sind keine Ausserirdischen, aber vielleicht irritieren die Regenschirme? Die Tiere sind vom Starkregen bizarr gemustert: Am Kopf und an den unteren Flanken sind einige Stellen noch hell. Sumatra geht duschen und hebt ihr Haupt so hoch wie’s geht. Geniesst sie den Wasserfall bei Regen doppelt?
Der Dauerregen belebt die Damen besonders, vor allem Patma und Rani sind ein dynamisches Team. Die Aeltere findet, dass auch uns da draussen etwas Feuchtigkeit gut tun würde und spendet uns einen grosszügigen Schub von ihrem Badewasser. Schelmisch linst sie über die Mauer, ob sie getroffen hat. Nein, knapp daneben! Rani nutzt die Gelegenheit, um mit ihren Vorderbeinen flugs Patmas Rücken zu erklettern. Rani dreht immer mehr auf. Unvermittelt schnaubt sie, nimmt Anlauf und stürmt mit gestrecktem Schwänzchen, erhobenem Rüssel und ausgeklappten Ohren aus dem Bad. Noch im Wasser macht sie rechtsumkehrt, stürmt mit einem verhaltenen Trompeten zurück und stoppt Auge in Auge zu Patma, Nase an Nase. Als sie andeutet nochmals umzukehren, bleibt sie aprupt stehen. „Chefin“ Sabu fühlt sich wie so oft verpflichtet, nach dem Rechten zu schauen. Oder ist sie einfach neugierig, was da ohne sie abgeht? Die drei tauschen mit ihren Rüsseln Zeichen und Umarmungen aus. „Alles in Ordnung. Nur eine übermütige Rani.“
Patma hat noch nicht genug rumgealbert und produziert sich schon wieder direkt vor uns. Noch ein Anspritzversuch, Wasser stampfen, uns zuzwinkern ;-), Rüssel eintauchen und kräftig Wasser rühren, kucken, rückwärts unter die Dusche durch… Ende der Vorstellung.
Es giesst immer noch in Strömen. Trotzdem lockt der Pool: Sabu benetzt sich mehrmals genau dort, wo sie schon nass ist und geht dann kurz mit Sumatra duschen. Beim anschliessenden Bad wirkt auch Sabu lebendiger als seit langem, auch bei besserem Wetter. Tieftauchen, weite Fontänen und heftige Plantscher wechseln sich ohne Pause ab. Als das Rössli-Tram vorbeirattert, ruft der Fahrer Sabu einen Gruss zu. „Meint der mich?“ Aufmerksam schaut sie dem Gefährt nach und zieht dann, scheinbar erfreut über den Gruss, eine besonders intensive Show ab. Doch als Sumatra sich nähert, erstarrt Sabu und schiebt sich unauffällig aus Sumatras Blickfeld. Sabu und Sumatra, wahrlich eine lebhafte elefantöse Beziehung. Später drückt Sabu Sumatra rückwärts gehend aus dem Pool und weiter, tritt gar mit einem Hinterbein nach der alten Dame. Wie nebenbei füllt Sabu ihren Rüssel und spritzt den Inhalt seitwärts hoch. „Zufällig“ duscht sie ein Kind, das mit Papa auf dem regengeschützten Aussichtsturm die Tiere betrachtet. Der Papa amüsiert sich, vom Kind ist auch kein Protest zu hören.
Danach verlagert sich die Diva-Show wieder ins Bad. Nur gut, dass heute kein Publikum oder Kinderwagen bei der Frontmauer steht. Auch wir stehen glücklicherweise etwas auf der Seite. Unsere Schirme hätten keinen grossen Schutz geboten… Für Sabu ist alleine baden immer noch ein grosses Vergnügen. Zusammen mit Siri geht aber auch in Ordnung. Ja, die Regenshow heute war… besonders intensiv.
Teil 4
„Patma V.I.E. (Very Important Elephant)“: Die interessantesten Begegnungen mit den Elefanten gibt’s auf dem gedeckten Aussichtsturm, der dieses Jahr erfreulich oft zugänglich ist. Leitkuh Patma präsentiert ihren riesigen Kopf direkt vor unseren Köpfchen. Sie mag es scheinbar, eben diesen mehrmals zu uns hochzuhieven – so ein grosser Kopf ist sehr schwer, auch für ein kräftiges Tier – und äugt uns aus ihren stark bewimperten und meist kleinen, diesmal aber aufmerksam grossen Guckern neugierig und liebevoll an. Und zwar gerne seitwärts, weil Elefanten wegen ihrer grossen Nase wohl nicht so gut geradeaus sehen können (?). Nein, Essen gibt’s keines, auch nicht die kleinen weissen Pop-Dinger, denn es ist verboten!, diese Tiere zu füttern. Trotzdem verweilt sie ein paar endlose Minuten bei uns. Dann verschiebt sie ihren Standort zur anderen offenen Turmseite (beim Wasserfall) und plötzlich wimmelt’s vor grapschenden Händen und begeisterten Aussagen. Und alle halten sich schön zivilisiert ans Fütterverbot. Patma V.I.E. wird betätschelt, gestreichelt und bestaunt, und immer hat sie diesen sanften, allwissenden, geniessenden Blick drauf. Ein richtiges Kuschelmonster eben.