März 2012: Zoo Rapperswil / KNIE-Zoo Rapperswil

Der Kinderzoo – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jubiläumsjahr 2012. Dies sind die Abenteuer der Elefanten vom Zoo Rapperswil, der mit seiner 44 Mann starken Besetzung seit 50 Jahren unterwegs ist, um neue Tierwelten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Nur wenige Kilometer von Zürich entfernt, dringt der Kinderzoo dabei in Bereiche vor, die nie ein Kinderzoo zuvor erforscht hat.
 

Dieses Jahr, genauer am 10. Juni 2012, feiert der Kinderzoo sein 50 Jahre Jubiläum. In diesem Jahr war ursprünglich auch die Eröffnung des neuen Elefantenparks geplant. Probleme mit dem Boden verzögern den Park um rund 2 Jahre. Immerhin haben die Elefanten neue Nachbarn, die Capybaras (Wasserschweine). Nur hat man von denen ausser dem schön hergerichteten Gehege noch nicht viel gesehen. Auch die neue Papageien-Show ist genau so unterhaltsam wie die der Seelöwen. Für die Vögel hat man das gesamte Otarium eingegittert. Ein kleiner Wermutstropfen: Leider scheint die uralte Lok ausgedient zu haben. Was wohl mit ihr passiert ist? Wie schon 2011 gibt’s schon im Startmonat viele Schönwettertage bei plus/minus 20 Grad. Nur das Elefantenbad ist noch nicht so warm…

Da die Zirkus-Saison erst am 22. März startet, halten sich die drei Zirkusartisten Ceylon, Delhi und MaPalaj noch einige Tage bei ihren Kolleginnen Patma, Sumatra, Siri, Rani und Sabu auf. Patma und Sumatra merkt man ihr Alter wieder etwas mehr an, aber sie sind halt auch schon um die 50. Siri und Claudy (die noch in Belgien weilt) werden’s nächstes Jahr. Doch es sind die Jungen, die sich gleich von Beginn an in den Vordergrund rücken:

Bei unserer Ankunft greift sich Nesthäkchen MaPalaj ganze Hügelchen Abdeckspäne vom Vorplatz und verspeist diese wie normales Futter. Sabu versucht derweilen das obere Absperrseil anzunagen. Es ist auch Mapi, die als einzige auf die Felsblöcke steigt, ja sogar zwei Stufen der Gehegemauer erklimmt. Bei der morgendlichen Publikumsfütterung wippt sie ungeduldig mit dem Kopf, eine Art seitliches Nicken mit Wippen. Dann hält sie mit dem Rüssel das Absperrseil fest und lässt ihrem Bewegungsdrang weiter freien Lauf. Passend dazu hallt gerade laute Musik aus dem Otarium nebenan. Und am Nachmittag, als der Früchtekorb (mit Wärter) angelaufen kommt, steigt sie schnurstracks in den Graben und versucht, genau unter den Nasen der anderen inzwischen aufgestellten Elefanten, sich ihren Teil zu sichern. Ihr Rüssel ist dann doch nicht ganz so lang. Mit vereinten Befehlen kriegen die Elefantenpfleger die Ungeduldige in die Reihe zurück. Rani, die Drittjüngste, muss wie üblich untendurch: Erst passt Siri was nicht, und Rani erhält einen Kopfstoss von links. Wie ein Echo kommt dasselbe von rechts, von MaPalaj. Ob dies der Grund dafür ist, dass Rani sich später kaum von „Rambo“ Sabu trennen lässt? Die versucht zwar immer wieder, Rani aus dem Weg zu gehen. Doch wie ein Magnet lässt jene nicht locker; so findet sich Sabu schliesslich mit der Rolle der Trösterin ab.

Ueber Sabu, die Zweitjüngste und seit 2010 als Ausreisserin „gebrandmarkte“, gibt’s ebenfalls schon was zu erzählen: Als einzige ist sie trotz frischer Wassertemperatur baden gegangen, und natürlich konnte sie es nicht lassen, schon am allerersten Tag alle Register ihres Show-Könnens zu ziehen. Dass mein Mann und ich, die wir ja schon etwas Uebung im Zuschauen haben, gleich so stark geduscht würden… Fast ansatzlos kam die Welle geflogen. Mir an die Kleider und ins Haar, meinem Mann vor allem direkt auf den Kopf. Das restliche, nicht getroffene Publikum hat sich köstlich amüsiert. Wir auch! Und die Kameras funktionieren noch. Am Eröffnungstag nennt man so was wohl „Taufe“.

Der zweite Besuch war etwas weniger spektakulär: Siri klaut Sand bei den Capybaras. Von weiteren Begegnungen zwischen den beiden Tierarten kann noch nicht berichtet werden. Dann muss Sabu wieder mal eine Massregelung durch Siri ertragen: Ein Kopfstoss, ein Tröten und eine weitere Drohgebärde. Siri will wohl klar machen, dass sie immer noch höher gestellt ist als die junge kräftige Sabu? Ach ja, schwer ist die auch. Von den 4,3 Tonnen sollte sie rund 300 Kilo abnehmen. Damit ist Sabu über 1,5 Tonnen schwerer als Sumatra, die leichteste der Schwergewichtigen. Beim Fressen ist Ruhe, beim Baden auch. Sabu liebt das Wasser heute gar nicht. Sogar die Aepfel vermögen sie nur kurz in den Pool zu locken, gerade genug lange um alle Früchte zu vertilgen. Im anderen Teil des Geheges schüttelt Patma die nigelnagelneue und doch schon zerbeulte Metall-Heukugel ohne Ende. Die mit ihr Kopf an Kopf stehende Sumatra frisst das was rausfällt gleich weg, und Patma hat nichts dagegen. Das muss Liebe sein.

Auch die Zirkus-Elefanten haben ein Futtergitter erhalten. Eine coole Sache, diese mit Futter gefüllten Spielsachen! Oder hätten’s die Damen lieber weiterhin frei Haus… frei Maul? Mit unerschütterlicher Geduld graben, rütteln, klopfen die Elefanten nach den versteckten Karotten und zeigen so, dass ihnen diese Beschäftigung sehr am Herzen… am Magen liegt. MaPalaj vergisst dabei sogar, den Heubart, der von ihrem Maul fast bis zum Boden reicht, Richtung Magen weiterzuverarbeiten. Soviel Zirkus für den Moment. Wir wünschen euch dreien und den Mitreisenden eine gut verlaufende Tournee de Suisse!

Der dritte unserer Zoobesuche bringt wieder angenehm warmes Wetter, doch das Badewasser lässt auch diesmal zu wünschen übrig. Siri legt wieder mal eine ihrer Poolrand-Shows hin. Am Ufer mit einem Bein im Wasser plantschen, den Rüssel fortwährend ins Wasser peitschen, und vor allem: sich mit sanften Fontänen beschwingt benetzen. Sieht aus, wie wenn sie ein bisschen schaudert, aber auch wie wenn sie trotzdem Spass hätte. Die sonst so „coole“ Sabu übt sich im Früchte fischen. Diesmal liegen Bananen im Pool und Sabu wendet eine „neue“ Technik an: Sobald eine Banane knapp vor ihrem weitestmöglich ausgestreckten Rüssel rumtanzt, rudert sie mit der Rüsselspitze zu sich hin, in der Hoffnung, dass die Banane versteht, was sie damit meint. Am Schluss sind alle Bananen vernichtet und Sabu gönnt sich doch noch ein kurzes, aber ausgelassenes Bad. Als sie im Bad vom Chef eine Sonderverpflegung erhält, spielt sich weiter hinten folgendes „Drama“ ab: Patma steht kauend da. Ein langer Stock kommt geflogen und prallt von ihrem Schädel seitwärts ab. Patma hat kaum mit den Wimpern gezuckt. Elefantöse Gleichmütigkeit. Wenige Sekunden später läuft Siri ihr entgegen und lässt sie gleich stehen. Schnell weg, wird Siri sich gedacht haben. Das Drama? Sie hat soeben wieder einen Besen geschlissen und in hohem Bogen weggeworfen. Sonst ist ja nichts passiert…

Bei diesen kühlen Wassertemperaturen bei teils brennender Sonnenstrahlung ist ein Schlammbad eigentlich das richtige Mittel. Gewisse Elefanten scheinen den öfters angerichteten Schlammpool so richtig zu geniessen. Es ist allerdings sichtlich schwierig, mit den schlammigen Füssen die Rampe hochzukommen. Die kräftige Sabu stützt sich einfach mit Kopf und Rüssel ab und zieht so das Heck nach; so schafft sie es noch rechtzeitig zum Reiteinsatz. Jedenfalls ist’s nicht so günstig, wenn man genau davor dreckeln geht. Tja, das ist der Lauf der Natur: Geputzt werden – sich einsanden - baden gehen - sich einschlammen - abgespritzt werden – staubige Pfade trampeln – Abkühlung suchen – sich einsanden, und so weiter, Tag für Tag. Welch ein Elefantenleben!

Während die einen arbeiten, plantschen die anderen überraschend im Wasser. Die zwei Aeltesten Patma und Sumatra zeigen bei dieser Gelegenheit, dass auch sie noch nicht zum alten Eisen gehören. Was die Beiden an energischen Bewegungen und vor allem an Tönen abliefern, das haben wir hier noch nicht erlebt. Sumatra trompetet wie ein defektes Blasinstrument, Patma brüllt wie ein Löwe, nur eindrücklicher. Sumi kreischt, beide fechten mit ihren Hinterbeinen und navigieren mit ungewohnt weit aufgesperrten Augen durch die nassen Gefilde. Schliesslich spurtet Sumatra zur Dusche, macht eine elegante Ganzkörperdrehung und stoppt bei der Tränke. Dann wieder kurz in den Pool, zurück unter die Dusche, in den Pool, unter die Dusche. Lebensfreude pur!

Auf der Heimreise im Zug. Kurz nach der Bahnhof-Ausfahrt schauen wir wie so oft zu den Elefantenstallungen. Und kriegen den Mund vor Ueberraschung nicht mehr zu. Sind das… eins zwei drei vier oder fünf Elefanten, da, auf dem Fussweg? Siehst Du das auch? Wie geparkte Autos stehen sie da und schauen Richtung Geleise und Zug. Ein ausserplanmässiger Abendspaziergang? Vielleicht zeigt man ihnen auch, wo ihre Zirkus-Kolleginnen bald hinmüssen: In den Eisenbahnwagen, auf eine grosse Reise. Hoffentlich wird Zoo-Elefant Sabu nicht wieder von einem bösen Geräusch oder einer spontanen Abenteuerlust gepackt!

Bei unserem letzten Zoobesuch im März schlägt Sabus „Eigensinnometer“ wieder mal nach oben aus: Sie hat soeben, wohl den Temperaturen angepasst, ein eher kurzes Bad genommen. Jetzt steht sie bei der Lehmsuhle und schmiert sich gemütlich mit Matsch ein. Was macht man nicht alles für die Hautpflege! Jedenfalls möchte sich Sumatra dazugesellen. Doch ein deutlich entschlossener Blick von Sabu in ihre Richtung, und die Aeltere ahnt, was es geschlagen hat. Unverzüglich zieht sie sich wieder zurück, und zwar genau hinter Sabu. Erst scheinen sich die beiden zu vertragen: Ein leichtes Stossen von Sumis Kopf an Sabus Schenkeln. Sabu dreht sich ein paar Grad weg, dann wieder ein liebevolles Rüsseln von Sumi über Sabus Kopf. Liebevoll?! Die Entspannung ist jedenfalls weg! Zielstrebig bewegt sich Sabu rückwärts manövrierend weg von der Lehmsuhle und bald stehen sich die zwei Rüsselansatz an Rüsselansatz gegenüber. Der Grundton wird langsam aggressiver, und Sabu tritt gar mit einem Hinterhaxen nach Sumi. Passiert ist glücklicherweise noch nichts, als einer der Pfleger entschieden eingreift. Die Folge: Sabu muss wieder mal Gehorsamkeit üben und wird durchs Areal geführt. Sumatra will ihr zunächst gar folgen, begnügt sich schliesslich aber mit der Zuschauerrolle. Ihre Rüsselbewegungen scheinen zu sagen: „Der Chef ist und bleibt der Chef, und das bist sicher nicht Du, Sabu!“