Mai 2012: Zoo Rapperswil / KNIE Zoo Zürich, Teil 1
Die Elefantenpfleger wissen, wie man mit den „mit allen Wassern gewaschenen“ Dickhäutern umgehen muss. Neben der neuen für die Elefanten aufwändigeren Art des Fütterns gibt es natürlich immer noch die klassische „Haufen“-Fütterung. Ist es nicht amüsant zu beobachten, wenn ein grosser hungriger Elefant sich die Hälfte der mit viel Muskelkraft angelieferten 4 bis 5 Meter langen stark beblätterten Aeste unter den Rüssel klemmt und damit in seine „sichere“ Ecke davontrottet? Da schreitet der Pfleger ein und schleppt den Grossteil der ergaunerten Beute wieder zurück an den Ursprungsort. Ein Anteil von 50% ist definitiv zuviel, sogar für einen kräftigen Brummer wie Dich, Sabu!
Die Elefanten gebrauchen ihren Rüssel halt gerne. Schliesslich hat nicht jedes Lebewesen solch ein praktisches Gerät! Das führt mich zum Besuch im Zoo des Zirkus KNIE auf der Landiwiese. Wiederholt und neugierig betastet Nesthäkchen MaPalaj einen Zaunpfeiler. Das sind in Betonsockeln befestigte Eisenstangen, die die Absperrdrähte halten. Ein Zuruf eines Wärters, ein zweiter, oder gar ein „Auge in Auge“, dann lässt sie den Pfeiler in Ruhe. An diesem auftrittsfreien Nachmittag jedoch sind Mapis Ohren wieder mal zu klein, um die Botschaft dauerhaft zu speichern. Im für sie richtigen Moment greift sie sich ausgerechnet den mit den Drahthaspeln bestückten Hauptpfeiler und biegt ihn so ab, dass sich der Absperrdraht lockert. Ein paar Sekunden später, ZU spät, steht der Aufpasser bei ihr und schimpft. Unvermittelt beginnt MaPalaj eines ihrer belustigenden Quietschkonzerte. „Du darfst nicht böse zu mir sein, ich habe nichts getan!“ scheint sie zu protestieren. Dazu neigt sie Kopf und Blick nach unten. Zur Strafe muss sie ins Elefantenzelt. Ceylon und Delhi aber auch. Nur so kann das Aussengehege in Ruhe repariert und saubergemacht werden. MaPalaj tigert im Zelt hin und her; wie gerne würde sie wieder raus! Doch das stetig in und aus dem Zelt strömende Publikum weckt ihre Neugier. Und sicher gäbe es in einer Stadt wie Zürich viel zu erkunden. Im Juni ist es zwei Jahre her, dass ihre Kollegin Sabu ein Lied davon tröten konnte und so einer der weltbekanntesten Elefanten wurde.
Irgendwie passen Neugier und Schreckhaftigkeit nicht zusammen. Vor MaPalajs Auftritt erlebten wir ein Schauspiel, wie es nur Elefanten aufführen. Alles ist ruhig und friedlich. Von einem Moment zum nächsten schnaubt Delhi, hebt ihren Rüssel und späht über die Strasse Richtung Bahngeleise. Soeben raste ein Zug vorbei. Vielleicht ein besonders stark ratternder Güterzug? Unbekannte Ursache mit folgender Wirkung: Delhis Unruhe überträgt sich auf die sonst so stoische Ceylon. Es wird im Akkord geschnaubt, ihre Rüssel betasten sich gegenseitig, und Ceylon muss vor Aufregung Wasser lösen, einen ganzen Wasserfall. Auch MaPalaj schaukelt geschwind und beschwingt daher und beteiligt sich am Ritual. Wie üblich hört die Aufregung so schnell auf, wie sie begonnen hat, und alle gehen den üblichen Tätigkeiten nach.
Bei unserem nächsten Besuch in Rapperswil läuft ein ähnliches „Drama“ ab. Alle fünf Damen stehen beisammen in einem Halbkreis und es ertönen die diversesten Geräusche. Schwierig zu sagen, was genau los ist, aber es dürfte Sumatra sein, die für die Geräuschkulisse verantwortlich ist. Die anderen vier - Rani stürmt gerade noch herbei – machen viel Tamtam, berüsseln sich gegenseitig, stellen die Ohren, schauen umher und müssen „aufs Klo“. Die Rapperswiler Elefantenherde steht einander weswegen auch immer bei, bis… ja bis der Aufseher vor sie tritt und meint, dass nun aber genug sei. Prompt beruhigt sich die nervöse Schar. Sie gucken einander irgendwie ratlos an und verteilen sich dann schnell in alle Himmelsrichtungen. Ok, dann eben keine Aufregung mehr… Tja, was war denn nur los im Elefantenpark?
Noch mehr Schrecken: Vorzeige-Elefant Patma trinkt vom Aussenbrunnen und setzt ihren Rüssel dafür so an, dass man ihn berühren kann. Das Publikum nutzt die Gelegenheit und streichelt die saugende Rüsselspitze. Im Gegensatz zu ihren Gefährtinnen scheint sie das aber nicht einordnen zu können und schreitet mit geweiteten Augen rückwärts. Noch in Gedanken versunken wird sie von hinten mit einem Wasserstrahl angespritzt. Vor Schreck macht sie fast einen Luftsprung und schaut sich verwirrt um. Es ist der Ober-Tierpfleger, der sie reinigen oder ins Wasser schicken will. Keine Sorge, Patma, niemand will dem liebsten Elefanten von Rapperswil was Böses!
Es ist gar nicht so lange her, dass Sabu nie genug baden konnte, manchmal kaum den Pool verlassen wollte. Warum ist es nun so schwierig, sie INS Wasser zu bringen? Mag sie den Pool einfach nicht mehr mit ihren besonderen „Freundinnen“ Siri und Sumatra teilen, oder zieht sie nur wieder einen neuen Egotrip durch? Sie wird mit Aepfeln gelockt, mit dem Wasserstrahl „gluschtig“ gemacht, doch sie will und will nicht! Panisch flieht sie vor dem Strahl, so dass sich der Pfleger erst mal mit einem anderen „Opfer“ beschäftigt. Sabu nutzt die Gelegenheit und schleicht sich auf die andere Seite ins Reitareal, wo sie sich im Gang des Reitturmes versteckt. Dort bleibt sie, bis der Wasserstrahl sie entdeckt. Zerknirscht verlässt sie ihr Versteck und macht sich erneut davon. Allerdings sind auch die anderen Damen selten so badefreudig wie noch letztes Jahr. Ist das Wasser zu kalt, zu schmutzig? Oder haben sie einfach keine Lust? Fragen über Fragen in der kleinen Welt dieser grossen faszinierenden Zootiere.
KNIE Zoo Zürich,Teil 2
Aufregung im Zürcher Elefanten-Quartier des Zirkus KNIE. Es ist wieder MaPalaj, die für Abwechslung sorgt. Für sich, für die Pfleger und nicht zuletzt auch für die Zuschauer. Delhi wird als Erste für die Nachmittags-Vorstellung rausgeputzt. Ruhig liegt sie da, der Pfleger spritzt sie sauber. Der Wasserschlauch schlängelt sich durch einen Grossteil des Geheges, auch vorbei an MaPalaj. Die Pfleger wie auch wir sehen erst zu spät, dass MaPi sich das Gummiteil zwischen die Backen geklemmt hat und es beidseitig aus ihrem Maul heraushängt. Mmh, was ist denn das Weiches, ungewohnte Geschmacksrichtung… Erst als der aufgeregt herbeigeeilte Pfleger den Schlauch beidhändig aus MaPis Maul reisst, offenbart sich die ganze Bescherung: Die Wasserfontäne zielt allerdings nicht mehr in MaPis Magen, sondern in die Luft. MaPalaj nimmt die Schelte mit nur einem kurzen Quietschen erstaunlich gelassen hin. Wer weiss, wie oft sie schon vom Gummiding probiert hat! Während MaPalaj gescholten wird, macht sich Delhi ebenfalls am Schlauch zu schaffen, was aber sofort von Wärter Nummer zwei unterbunden wird. So oder so bleibt die Arbeit - wie soll’s auch anders sein - bei den KNIE-Mitarbeitern hängen, die sich sogleich an die Reparatur machen. Auch MaPalaj und Ceylon werden für die Kinder-Vorstellung gereinigt, der Schlauch nach Gebrauch beiseite gelegt. Nicht lange, und man hört ein lautes Knallen, wie wenn ein grosser Ballon geplatzt wäre. Aber es war der Schlauch, der die provisorische Reparatur nur kurz überlebt hat… Noch mit der Erinnerung an das amüsante Bild, welches MaPi mit dem Schlauch abgegeben hat, giesse ich am Abend meinen Garten. Auch ohne Elefant platzt dieser hinter dem Kopfstück und lässt eine kleine Wasserfontäne entweichen. MaPi, warst DU das?! Ohne die „kleine“ MaPalaj wäre das Zirkusleben schon etwas weniger abwechslungsreich, nicht wahr?
An diesem windigen Tag fliegen nicht nur grosse Mengen weisse flockige Pappelsamen durch die Luft. Alle paar Minuten hört und sieht man Helikopter, die über dem Zürichsee, bei der Wollishofner Badeanstalt und über dem Stadtteil, aber auch direkt über dem Zirkuszoo ihre Runden drehen. Erstaunlich, dass diese lauten, bedrohlichen Geräusche keine Aufregung verbreiten; nicht bei den Tieren generell, nicht bei den Elefanten, auch nicht bei MaPalaj im Besonderen. Später, als eigentlich gar nichts läuft, wird die im Elefantenzelt verweilende Delhi von einer Unruhe gestreift. Sie fährt ihren Rüssel zur Witterung aus, schnaubt kräftig und steckt die bei ihr stehende Ceylon mit ihrer Aufregung an. MaPalaj, die gerade noch Heu fressend am Ende des Aussengeheges steht, reisst ihre Augen weit auf, starrt kurz ins Leere und schaltet innert Sekunden von lockerem Stillstand auf Turbo um. So rasend sahen wir noch keinen KNIE-Elefanten rennen! Bei ihren Kolleginnen im Zelt angekommen, beginnt der übliche Informationsaustausch. „Gefahr im Anzug?“ „Was für eine?“ „Woher?“ Oder ist einer der drei Damen ein Ballen Heu auf den Fuss gefallen? Wie auf Kommando stehen alle nebeneinander und lassen ihre Rüssel gegenseitig über Köpfe, Augen, Mäuler und Ohren der Kolleginnen wandern. Wenn aber die Oberelefanten, also die Elefantenpfleger, ein Machtwort sprechen, dann beruhigen sie sich unvermittelt wieder. Kann also auch diesmal nicht so schlimm gewesen sein. Ja, ihr grossen starken Tiere: Ueberall lauern Gefahren, die ihr am liebsten gar nicht kennenlernen wollt! Wie gut, hat man im behaglichen Zoo- und Zirkusgehege seine Zweibeiner, die einem beispielsweise lästige Insekten von der Haut klopfen!