November 2011: KNIE-Zoo Zug

Der Zoo hat seit Ende Oktober Winterpause, aber man kann ja noch die Zirkus-Elefanten besuchen...

Bei unserer Ankunft ist die „Weisse Perle“ MaPalaj mit Abbrucharbeiten beschäftigt. Der Zirkus baut seine Zelte erst am Abend ab, doch MaPi demontiert den Elektrozaun bereits zur Mittagszeit. Hartnäckig umtastet und umschlingt sie den einen Betonsockel beim Eingang des Elefantenzeltes; ein bisschen schauen hier, ein bisschen zerren da. Als die ganze Umzäunung wackelt, wird der Wärter aufmerksam. Er stellt sich neben sie hin und befiehlt ihr unmissverständlich, die Demontagearbeiten zu unterlassen. Folgsam lässt sie’s bleiben und begibt sich gemütlich zu uns auf die andere Seite des Geheges. Nicht lange und sie beginnt dasselbe Spiel. Ein paar Rüsselgriffe und es scheppert. „MaPalaj! MaPi!“ hallt die Stimme aus dem Zelt. Unschuldig äugt sie in die betreffende Richtung. Als sie ihren Rüssel bald darauf wieder nicht vom Zaun lassen kann und der unvermeidliche Ruf erschallt, kommt Ceylon zu Hilfe. Die junge verspielte Elefantendame braucht wohl Ablenkung? Ceylon schiebt sich zwischen MaPi und den Drahtzaun, stellt sich dann vor sie, hebt ihren Kopf und platziert ihr weit aufgerissenes Maul auf die Stirn ihrer Kollegin. Ein inniger Kuss? Gedankenübertragung? Jedenfalls verweilen die beiden etwa zwei Minuten so und wechseln die Rollen. Elefantenhaut auf Elefantenhaut, das knirscht wie Sandpapier…

So viel „mithelfen“ macht hungrig! Eigentlich sollten die Besucher die Zirkustiere nicht füttern. Aber Kinderaugen sehen eh alles anders. Das kleine Mädchen will sein Popcorn mit MaPalaj teilen, und die Eltern haben scheinbar nichts dagegen. Nachdem MaPi das scheu hingeworfene Popcorn einzeln aufgesaugt hat, fasst das Mädchen langsam Vertrauen zum riesigen Wesen und streut grosszügiger. MaPi hat Lunte gerochen und stellt sich direkt am nicht elektrisierten Zaun auf. Weitere Kinder gesellen sich zum ungleichen Paar. Als MaPalaj ihren Rüssel hinhält, wagt sich das Mädchen ganz heran und legt ein Popcorn auf die frech nach oben gerichtete Rüsselöffnung. „Mehr!“ MaPi lässt den Rüssel da wo er ist, mit Erfolg: Eine ganze Handvoll wandert direkt auf den Rüssel und von dort weiter in den Magen des Elefanten. Einer der Jungs meint: „Min Papi frisst au eso!“ und „Wenn’s kei gsalzeni sind, chamer de ganz Sack gä!“ Die ausserordentliche Fütterung dauert noch eine Weile. Nein, der Elefant überfrisst sich garantiert nicht.

Delhi hat die inzwischen laufenden Abbrucharbeiten für sich entdeckt. Der Elefantenwärter steht auf der Klappleiter und entfernt Dachstreben vom Elefantenzelt. Delhi steht bei ihm, sozusagen Auge in Auge, hebt ihren Kopf und betrachtet erst die Strebe, dann den Wärter. Ob die stummen Augen sagen wollen „Ich helfe gerne mit“ oder „Aha, wir ziehen bald weiter“ ist der Phantasie des Beobachters überlassen.

Von weitem nähert sich ein ratterndes Motorengeräusch. Ein Helikopter! In Erinnerung an unser Erlebnis in Luzern (siehe „August“) richte ich die Kamera auf MaPalaj. Zur Salzsäule erstarrt erwartet sie das unbekannte Ungeheuer. Sie kann das Geräusch nicht lokalisieren und schnaubt laut. Der Helikopter ist schnell vorbei, schneller als damals das „Manitou“-Fahrzeug. Die Schreckhafte scheint doch ein kleines bisschen beeindruckt zu sein, denn sie bleibt irritiert einen Moment stehen. Dann sucht sie gemütlich aber zielgerichtet die Nähe ihrer älteren, abgeklärteren Kolleginnen. Arme „kleine“ MaPi.

Für die Nachmittagsvorstellung werden die Elefanten noch geputzt. Keine einfache Arbeit, denn so ein Tier hat einige Quadratmeter Haut. Während Delhi und Ceylon die Schrubberei routiniert über sich ergehen lassen, ist MaPi unruhiger und geniesst die bürstigen Streicheleinheiten sichtlich. Gelassen beäugt sie das zahlreich erschienene Publikum, und ihr Rüssel sucht ständig die Nähe des Pflegers. Dessen Arbeit wird so nicht einfacher… Durchhalten, es sind nur noch ein paar Tage bis zur verdienten Winterpause!