September 2011: Zoo Rapperswil

Endlich! Nach dem operativen Eingriff ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis mein „Belüftungssystem“ normal funktioniert! Die reparierte Nase erholt sich prächtig. Wir besuchen die Rüsseltiere nach einer nur schwer aushaltbaren Pause von fast 20 Tagen. Wie gewohnt treibt Sabus Esslust die agile Dame zu Höchstleistungen an. Und Elefanten sind selten so träge, wie viele annehmen. Doch eins nach dem andern:

Nach der ersten Publikums-Fütterung durchschreitet Sabu wieder mal den Trenngraben und sammelt Reste auf. Doch wie hat sie nur gemerkt, dass draussen in den Holzspänen ein klitzekleines Gemüse liegt? Das Karöttchen ist von den Holzspänen kaum zu unterscheiden, doch lässt sie ihren Rüssel unbeirrt ums Fundstück herum kreisen. Es ist unmöglich, das winzige Zielobjekt so nebenbei „aufzufischen“. Sabu lässt aber nicht locker und schafft es tatsächlich, das wenige Zentimeter kurze Teil mit der Rüsselspitze zu greifen. Arme Sabu: Da der Aufwand grösser gewesen sein dürfte als der Ertrag, ist der Hunger auch nicht kleiner geworden…

Jeden Morgen wird die Elefantenherde von den Nacht-Stallungen über die Strasse und mitten durchs Zoo-Gelände in ihr Aussen-Gehege geführt, am Abend denselben Weg wieder zurück. Das geht jeweils recht zügig vonstatten. Heute muss Patma gleich zweimal zurück in den Stall. Da sie nicht mehr die Jüngste und Beweglichste ist, lässt man ihr Zeit und so bietet sich eine nicht alltägliche Gelegenheit für Sightseeing. Ein kurzer lieber Blick zum jungen Seelöwen rein, ein netter längerer Blick ins fein duftende Restaurant, vielleicht mal etwas Grünzeug direkt vom Baum? Amüsant, wie sie wie ein Schiff in Seenot fast so stark seitwärts wie vorwärts wackelt und dem Alter entsprechend alles sehr gemütlich nimmt. Ausgerechnet während der Abwesenheit des Leittieres passiert dies:

Ich weiss, ich wiederhole mich: Sabu hat Hunger! Ein legitimer Grund, die Nachbarn zu beklauen. Bei den Rindern nebenan liegt ein grosser knorriger Stamm, mit Aesten, ohne Blätter. Sicher, hölzerne Nahrung erhalten die Elefanten selbst genug. Doch scheint die Rinde genau dieses Baumes besonders zu schmecken. Wieder gibt sich Sabu alle Mühe, den Leckerbissen zu erreichen. Dazu drückt sie den Kopf auf die Holzpfähle und streckt den Rüssel möglichst weit vor. Mit viel Energie und Geschick kann sie einzelne Rindenstücke abschälen. Mitten in ihren Bemühungen wird sie gestört: Patma sollte raus (siehe obiger Abschnitt), doch Sabu versperrt mit ihrem Körper den Ausgang. Also wird sie zurückbefohlen, Patma rausgeführt, das Tor wieder geschlossen.

Einige Minuten später steht Rani dort wo vorher Sabu stand und döst. Das passt Sabu nicht: Ungeduldig platziert sie sich hinter Rani und nimmt sehnsüchtig den besagten Baumstamm ins Visier. Mehrmals stösst sie Ranis Hintern mit der Stirn an, doch die macht keinen Mucks. Sabus „Gluscht“ ist irgendwann grösser als ihre Geduld und die dösende Kollegin wird etwas kräftiger gestossen, direkt ins Tor. Zunächst scheinbar zur Salzsäule erstarrt, dreht sie sich dann doch langsam weg. Sabu geht das ZU langsam: Sie dreht sich zur schlafwandelnd „wegschwebenden“ Rani um und stösst sie nochmals kräftig an. Das weckt Rani endgültig: Plötzlich stehen sie sich Nase an Nase gegenüber und drücken diese etwas genervt gegeneinander. Gut, haben die Wärter immer ein offenes Auge und so werden die Kontrahentinnen schnell voneinander getrennt.

Als Patma von ihrem Ausflug zurückkommt, wird sie sogleich von Rani in Beschlag genommen, die der „Chefin“ mit jammernden Lauten ihr Leid klagt. Auch Siri, die auf dem Reitareal beschäftigt war, muss sich bei ihrer Rückkehr kurz Rani annehmen. In solchen Situationen greifen die Elefanten mit ihrem Rüssel ans Ohr der Kollegin. Sabu scheint alles viel lockerer zu nehmen. Nicht ganz klar ist, ob sie sich mit ihren Rüssel-Gesten entschuldigen will oder sich über die Situation eher lustig macht.

Elefanten sind dankbare Zeichen-Objekte, oder nicht? Heute dürfen sie wieder mal (unbewusst) Modell stehen. Wir erfahren, dass die junge Zeichnerin die Elefanten nicht zufällig ausgewählt hat. Sie gibt sich grösste Mühe, hat aber Schwierigkeiten, die unruhigen Tiere auf Ihrem Block festzuhalten. Vor allem beim Essen herrscht ständig Bewegung. Aber auch sonst wackeln sie nach links und rechts, laufen umher, auch ansatzlos rückwärts, drehen sich, verschwinden hinter den Kolleginnen oder kratzen sich den Kopf, natürlich hinter dem Baumstamm statt davor… Dazu sehen alle Elefanten verschieden aus. Sumatra ist knochiger als Sabu, Rani hat einen relativ massigen Kopf und Siri ist überall rund. Man beachte nur, wie sich Grösse oder Form von Augen und Ohren unterscheiden. Der Trick beim Zeichnen ist, dass man mehrere Blätter beginnt und jedes zum passenden Zeitpunkt fortsetzt. Nein, Elefanten sind trotz ihres Gewichtes selten träge. Ausser, es ist sehr heiss. Oder wenn sie schlafen, das können sie ja auch stehend.

Seit Ende August hängen beim Zoo-Eingang die Pläne für den neuen Elefantenpark mit Restauration. Es wird Sabu sicher freuen, dass die Asia Lodge „Saboo Lodge“ getauft wird. Der neue Park wird sich über enorme 6'500 m2 erstrecken und erstmals in der Geschichte von KNIEs Kinderzoo durch Sponsorengelder mitfinanziert. Zu den fünf aktuellen Zooelefanten und den drei Zirkuselefanten werden sich Claudy und Tochter Sandry gesellen, die sich seit 2009 leihweise im Park Paradisio in Belgien aufhalten. Dazu soll ein Bulle gehalten werden. Und irgendwann in den nächsten Jahren wird ein Elefanten-Baby das Licht der Welt in Rapperswil erblicken.

Baubeginn wird im Frühling des Jubiläumsjahres 2012 sein. Die Eröffnung ist für Frühling 2013 geplant und die Pläne sollen bald auf www.knieskinderzoo.ch aufgeschaltet werden. Bei dieser Gelegenheit: Auch ich nehme gerne und jederzeit Sponsorengelder zur Finanzierung einer Elefantenpatenschaft entgegen! ;-)

Im August fiel ein Besen Siris Spieltrieb zum Opfer. Nun hat Sabu einen erreichbar abgestellten Rechen im Visier. Neugierig ergreift sie das Werkzeug und hebt es vor die Augen. Essbar? Ohne weiter zu zögern legt sie den „interessant verzierten“ Holzstecken unter einen Vorderfuss und zieht locker daran. KNACKS! Unser Versuch, die mit Reinigungsarbeiten beschäftigten Wärter auf die Untat aufmerksam zu machen, kommt natürlich viel zu spät. Da bleibt nur noch Abbuchen ab Konto „Kollateralschäden Elefanten“ und den Baumarkt-Einkaufszettel ergänzen. Was da unterm Jahr wohl alles in die Brüche geht? Mit gewissen Sachschäden muss man einfach rechnen, denn auch die Elefantenwärter haben nur zwei Augen. Hauptsache, kein Mensch kommt zu Schaden…